der König der Juden

Mein Onkel Christoph sagte mir, bezogen auf den Wahnsinn in Nahost und die Selbstmord-Attentat-Mörder einen Satz, der das, was Jesus war (nicht, was die Kirche einst fälschlicherweise daraus machte) kurz und bündig beschreibt:

„Der König der Juden kam auf einem Esel nach Jerusalem geritten und gab sein Leben für uns alle.“

Kein Mord, keine Belohnung im Jenseits, keine tausend Jungfrauen, nein, Maria Magdalena und ihr Kind blieben zurück und sollten verleumdet werden. Nur die Liebe für uns war die Wurzel all dessen, was er tat, lehrte und lebte. Manche sagen ja, er käme zurück. Ich glaube, dass das längst geschehen ist, nicht als Reinkarnation sondern in all unseren Herzen ist er lebendig. Ich glaube nicht an die Kirche und das größte Machtinstrument – das Symbol des Gekreuzigten.

Die Betrachtung des unfassbar Leidenden führt uns in ein schlechtes Gewissen hinein. Schuld und Sühne sind Illusion, genährt von jenen, die sich an der Angst von Millionen bereicherten und auch nicht zu knapp ermordeten, wer sich ihnen in den Weg stellte oder angstfrei leben wollte. Weibliche Apostel wurden männlich gemacht, Jesu Frau entwürdigt und ihrer weiblichen guten Macht beraubt. Ihr Part und Beitrag in Jesu Lebenswirken passte der Kirche nicht.

Für mich ist das Leid Jesu Vergangenheit, und sein Plan war ja, dass die Idee von Schuld mit ihm sterben sollte. Wir sollen vergeben und vergessen, was war und leben, was möglich ist.

Die Kirche hat sein Wort bis in die Unkenntlichkeit verfälscht für Macht und Reichtümer, die in der Angst der Gläubigen aufkeimten, als diese versuchten, sich frei zu kaufen. Aber nicht in seinem Namen. Wenn ich mich auf Weihnachten freue und diese Besinnlichkeit zelebriere, besinne ich mich auf das, was es ursprünglich einmal bedeutet hat. Ein Kind wurde geboren und hat Liebe in die Welt gebracht.

Wo ist diese Liebe zuhause?

Im Herzen ist der Garten. Da wächst eine Blume, deren Knospe aufgeht, sobald wir ihr Aufmerksamkeit schenken. Sie ist in uns, und niemand auf einer Kanzel oder auf einem goldenen Stuhl wäre dieser Knospe näher als wir selbst es sind.

Wenn sie erblüht, verströmt sie ihren Duft in all unser Sein hinein und verbreitet sich durch unsere Augen unsere Stimmen unsere Hände unsere Arme unser Lächeln unsere freundlichen Worte unsere geteilte Lebenszeit unsere Bereitschaft, die Unschuld unserer Kinder zu ehren… solange wir der Liebe in unseren Herzen nur lauschen und sie über Gesetze im Außen stellen, die marktwirtschaftliche Prioritäten setzen. Und ich glaube, dass Jesus genau das lehren wollte.
Ist nicht die Frage, ob er wirklich existierte, angesichts dieser Wahrheit, zweitrangig?

Ich glaube, dass er existierte, aber das ist nicht der Punkt. Was ist es, was er lehrte? Welche Aufforderung hat er uns mitgegeben, die das Heilmittel gegen die Angst, nämlich ihr Gegenteil, ist? Ist es nicht auch der Mut, den es erfordert, ihr Folge zu leisten, der den Skeptikern und Realisten abgeht?

„Hör auf Dein Herz.“

Das klingt so kitschig, und doch ist es so einfach und wahr.
So solten wir einander behandeln. Bescheiden und in Liebe sollten wir sein und wirken. Das bedeutet Weihnachten für mich. Egal ob blutsverwandt oder nicht.
Und jeden Kitsch, den ich dieser Tage vom Dachboden hole, aus einer Kiste herauskrame und aufstelle, wo ich vorher Platz schaffen musste, erinnert mich daran, die Naivität in meinem Herzen zu beschützen und den Glauben an das Gute in jedem von uns niemals aufzugeben.
Menschen, die man gern hat, sollen es wissen. Und jene, die das nicht begreifen und mich vielleicht verletzt haben, Gott zu überlassen. Auf dass er sich um sie kümmert und ihre Herzen heilt von jeder Angst und Illusion. Nicht jede Ungüte ist damit ausradiert, aber das Gute im Keim bleibt unantastbar.

Vielleicht mache ich es mir leichter durch meinen Glauben. Aber ich weiss aus praktischer Erfahrung: nur da, wo es leicht geht, geschieht etwas Gutes, das das Leben lebenswert macht. Da, wo ich jahrelang gestrampelt und gerackert, um die Liebe gekämpft habe, ist immer nur Rauch übrig geblieben. Nein, Moment, das stimmt nicht ganz. Bei wenigen Ausnahmen bleiben nur warme Gedanken und eine tiefe Achtung im Herzen übrig. Da freue ich mich sehr über alles Gute, was diesen Menschen geschieht, auch wenn ich selbst keine Rolle mehr in dem Stück spiele

Wo die Liebe nicht leben kann, sollte man sie loslassen. Und Menschen, die anders wollen, lassen, wie sie sind. Und dann kommen jene, die Dich im tiefsten Sein verstehen und nur in einem Augenaufschlag erkennen, was Dein Herz ihnen wortlos mitteilt.

Ich möchte eines Tages, wenn ich zurückblicke, sagen können, dass ich geliebt und meinem Herzen seine Offenheit bewahrt habe.

Denn nur diese Blume nehme ich mit, wenn ich irgendwann einmal, vielleicht ja als Uroma :-), in die nächste Runde ziehe.

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