Strippenzieher enttarnen und selber Strippen ziehen

Ein Künstler namens D-Verso teilte ein Video auf Facebook. Darin war zu sehen, wie er auf einem runden Nagelrahmen ein Bild mit Fäden spannte. Langsam wurde Jesu Gesicht erkennbar, bei jedem Faden, den er weiter über den Rahmen zog. Sehr beeindruckend.

Die Beobachtung der Entstehung dieses Kunstwerkes hat mich inspiriert, zu schreiben. Hier ein Screenshot von dem Film, den der Künstler D-Verso auf Facebook gepostet hat. Wunderschön, wie ich finde!!!!

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Mit düster motivierten Strippenziehern habe ich mich ja im weitesten Sinne in letzter Zeit viel beschäftigt.

Doch das geht auch in Liebe, in Kunst und mit der Ausrichtung auf die Liebe, was Joshua ja letztlich als Verkörperung darstellt. LIEBE.

Gegenteil von Angst. Gegenteil von Kontrolle. Gegenteil von Hoffnungslosigkeit.

Man muss nicht an Jesus oder irgendjemanden sonst glauben. Es reicht, wenn man an die Liebe glaubt.

Es ist möglich, Strippen in Liebe zu ziehen. Im Kleinen wie im Großen. Über das WIE mache ich mir gegenwärtig konstruktive und gefühlte Gedanken. Gefühlt denken? Wie das?

Mein Herz kennt inspirierende, hoffentlich auch ansteckende Ideen zu praktischen, in der materiellen Welt umsetzbaren Lösungen, die in die Bewegung und in das Leben führen. Ein Leben, das Probleme erkennt und in ihr Gegenteil zu verwandeln vermag.

Ich taste mich an ein Lebendigsein heran, das die Krankheitssymptome unseres Systems als Ansporn nimmt, gesunde und gemeinschaftliche Alternativen hinaus-zu-formulieren, die praktisch umsetzbar sind. Hinaus – adressiert an meine Mitmenschen.

Die Bewegung ist, so sagt mir mein Herz, der Schlüssel.

Würde mein Herz nicht leben, würde es stillstehen. Im Umkehrschluß steht: mein Herz ist mein Motor, es steht niemals still. Ihm zu vertrauen, bedeutet in die Bewegung zu gehen und meine Problemanalysen in lösende Alternativen hineinzutragen – durch mein bewegtes Vertrauen in die Improvisation.

Zu leben, an was ich glaube und ein Gegengewicht zu setzen, ist meine Aufgabe als Künstlerin. Gesellschaftliche Probleme zu beleuchten, einen Umgang damit zu finden, Lösungen zu suchen, die die Herzen meiner sinnlich berührten Mitmenschen befreien. Diese Befreiung findet durch ein Aha.Erlebnis statt, ein Erlebnis, das die Routinen und Denkmuster durchbricht und sich einschleicht ins Unbewusste. Im optimalen Fall werden durch abgerückte Wahrnehmungen prozesse angestoßen. Das macht Kunst. Und das ist enorm wichtig in der Gesellschaft. Nicht umsonst überwachen Regime die Kunst, da die Freiheit in der Kunst ihnen zu gefährlich werden könnte. Kunst kann Menschen zum selbstständigen Denken anregen.

Und ein Künstler braucht ein Vertrauen in eine systemunabhängige Instanz. Der Künstler ist der prüfstein für das Funktionieren einer Gesellschaft. Denn der Künstler lebt natürlich abgerückt und mit einem anderen Blick auf den Normalpfad der kollektiv gelebten Mechanismen.

Er muss sich auf Größen verlassen, die logisch nicht zu errechnen sind. Ich erkenne immer mehr an, dass diese Improvisation mein Überlebenselexir ist – meine Identität.

Ich bin klein. Doch wenn ich mich öffne für die Bewegung, kann etwas Großes entstehen: materialisierte Liebe. Ergebnisse. Beispiele.

Und dem Alleinsein möchte ich eine Ergänzung schenken: ein Zusammenkommen und Zusammengehen mit Gleichgesinnten.

Einige von uns fahren übermorgen auf Friedensfahrt nach Moskau.

Alle die nicht mitfahren können, haben hier in diesem Land, an diesem Ort, zu dieser Zeit die selbe Möglichkeit, Zeichen für den Frieden zu setzen, Vertrauen zu streuen, Liebe zu teilen, Spaß am Ungewissen zu vermitteln.

Improvisation ist Spiel. Leben bedeutet Improvisation und aus Fehlern zu lernen.

Wer niemals Fehler machen und anderen ihre Fehler nicht verzeihen will, wird auch sein Herz nie wirklich spüren können. Wirklich anwesend zu sein und andere einzuladen, sich selbst zu spüren, ist meine neue Ausrichtung.

Das Schöne daran, dass wir nicht nur Geistwesen sind, die alles mit dem Denken kontrollieren wollen aber nicht können, ist unsere Sinnlichkeit. Wir können uns abstumpfen, manipulieren und in unseren inneren Mängeln dazu verleiten lassen, unsere Sinne als Ablenkungswerkzeuge zu nutzen, oder wir setzen unsere Sinnlichkeit ein für die Begegnung mit dem Leben.

Die Angst, die dann zwangsläufig auf den Schirm kommt, wenn wir etwas Neues ausprobieren, weil das Ungewisse im Stammhirn Gefahr funkt… diese Angst, die zur menschlichen Natur gehört und manchmal auch sinnvoll ist, können wir einander lindern und manchmal auch nehmen. Wir brauchen Selbstbestimmung aber auch den Zusammenhalt und zwar nicht nur im Geiste vor dem Rechner sondern vor allem mit unseren Sinnen.

Denn durch sie nehmen wir den Augenblick war – die einzige Realität, die letztlich existiert.

Durch unsere Sinne könnten wir allem Fremden aber auch Bereichernden wahrhaftig begegnen und lernen.

Gemeinsamkeiten sollten wir suchen, statt Unterschiede herauszupicken wie Haare aus der von oben herab eingebrockten Suppe. Wir haben die Möglichkeit, diese Gesellschaft von innen heraus zu verändern.

Doch jeder Tag hat ein Ende, und jede Improvisation verbraucht Kraft, die aufgetankt werden muss. Selbstfürsorge sollte auf der Prioritätenliste neben der Weltfürsorge stehen. Nur gemeinsam können diese beiden langfristig wirken.

Und Veränderungen, die ich mir wünsche, können nur auf lange Sicht geschehen. Es gibt zuviel anzupacken.

Und ja, ich kann das nicht allein. Aber ich muss auch lernen, loszulassen und Schritt für Schritt mit meinen kleinen Füßen vorangehen. Wenn ich beharrlich bleibe und immer mehr schöne Begegnungen und Erlebnisse meine Biografie bereichern, entwickelt sich eine Sogwirkung um mich.

Nelson Mandela sagte, wir hätten am meisten Angst vor unserem licht, nicht vor unseren Schatten. Wenn wir es meistern, unser Licht scheinen zu lassen, sind wir Vorbilder für unsere Mitmenschen und werden sie mit unserem Licht anstecken…

Ich werde dies nun auch ohne Worte, sondern mit der sinnlichen Ansprache durch die Kunst angehen. Ich möchte das Unbewusste meiner Mitmenschen kitzeln und mitnehmen in die Hoffnung und das Improvisationsvertrauen hinein.