Vor ein Paar Tagen entdeckte ich das „Vater und Mutter unser“ wieder, das mich eine Lehrerin vor Jahren lehrte.
Ist es nicht bemerkenswert, wie ein Paar kleine semantische Veränderungen die Bedeutung eines gemeinsamen Leitspruchs verändern können?
Ich glaube an Gott aber nicht an die Kirche.
Ich glaube an die Menschen aber nicht an das System.
Warum? Weil die Kirche und auch der Kapitalismus zum Ziel hatten und haben, die Menschen zu manipulieren, damit sie sich unterordnen, ihre individuelle gute Macht abgeben und ihre Lebenszeit hingeben, um Geld zu generieren, dass einige Wenige reicher macht.
Weil die Kirche das Patriarchat begründet hat und der Kapitalismus ebenfalls auf die männlichen Wesensanteile der Menschen baut, die weiblichen aber als selbstverständlich (Mutterdasein, ein Zuhause kreieren) nimmt oder als Schwäche (im Beruf) deutet, weibliche Berufe auch unterbezahlt (das Kümmern um Alte oder Schwache).
Ich zweifle nicht daran, dass die Kirche im Laufe der Jahrhunderte bestimmte Texte so verändert hat, dass sie ihrem Ziel dienlich waren.
Ich bezweifle nicht, dass die Staatsinstrumente Medien und Geheimdienste dazu benutzt werden, die Geschehnisse in der Welt so zu verzerren, dass die Berichterstattung ihren Zielen dienlich ist, hinter den Kulissen aber Menschenrechte verletzt werden, die niemand ahndet.
Wem dient der Staat? Dem Kapital oder den Menschen?
Ich denke, wir alle kennen die Antwort.
Prüfe stets mit dem Herzen, was dir eine Institution als falsch und richtig verkaufen will, und wer etwas davon hat, wenn du Angst hast oder aufgebracht bist. Auch der Staat ist eine Institution. Und die neue Religion ist das Geld.
Doch was macht dieses Konzept mit deiner Seele?
Was bleibt am Ende eines Lebens von dem dicken Konto, dem Ruhm und der perfekten Upgrade-Fassade übrig?
Halte an Deinen Träumen und Herzenswünschen fest.
Bring dich ein und lass dich nicht ablenken.
Heute fällt mir ein Buch von Ava Minatti in die Hände. Hier ein kleiner fotografierter Ausschnitt.
Ava Minatti begründet hier, warum es wichtig ist, auf das Gefühl zu vertrauen, dass die Bibel eine Interpretation des Ursprungstextes ist, dass die christliche Auslegung patriarchaisch geprägt ist, dass in ihr die „Schuld“ benutzt wird, um Schamgefühle zu erzeugen, mit denen Menschen manipulierbar und steuerbar werden.
Die Angst, nicht geliebt und von Gott bestraft zu werden, lässt die Menschen ihre Selbstverantwortung abgeben, sich in einen konstruierten Tauschhandel ergeben: „sei brav und berechenbar, höre nicht auf deine eigene innere Stimme und zahle deine Steuern, dann kommst du in den Himmel.“
Alles, was dem Ideal nicht gleicht, muss verschwiegen oder heimlich gebeichtet werden.
Mein Gott ist anders.
Auf dem Jakobsweg habe ich an jedem Tag meinen Rucksack für jemand anderen getragen, mit dem ich noch nicht in Frieden war. Nach knapp zwei Wochen war die Liste abgearbeitet und der Rucksack, den ich trug, war mein eigener. Es war fünf Uhr nachmittags, und ich hatte noch drei Stunden zu gehen bis zur Herberge. Ich war erschöpft, mein Rucksack war nicht mehr ganz heil, drückte mir in die Schulter, und da stand ich vor einem derart hohen Berg, dass es mir unmöglich erschien, da noch hochzukommen.
Ich zweifelte an mir, ich verstand nicht, warum ich so oft verletzt wurde und Gott das zugelassen hatte, und ich war wütend auf ihn.
Ich schrie in den Wald hinein, aus tiefster Seele.
Ich hörte in mir, wie er sagte, dass er lange darauf gewartet habe, dass ich ehrlich zu ihm war, dass er nie von mir erwartet habe, immer lieb und nett zu ihm zu sein, so wie man es mir in der Kirche beigebracht hatte.
Nur durch das Zulassen dieser Gefühle, konnte die Kraft der Erde über meinen schnaubenden Atem in mich eindringen. Ohne diese Kraft wäre ich niemals diesen unglaublich steilen Hang hochgekommen.
Die Mutter Erde ist ein Teil der schöpfenden Wunderkraft. Mutter Erde und Vater Sterne sind Eins. Sie gehören zusammen.
Schamanismus wird von Christen oft als gruselig empfunden, man denkt an Voodoo und verrückte Tänze, an Geister und Dunkelheit.
Doch die Indianer leben im Einklang mit Mutter Erde. Sie respektieren und achten sie. Sie ehren ihre alten Weisen, sie würden sie niemals abschieben, nur weil sie nicht mehr auf die Jagd gehen können.
Wir werden die Dualität niemals in innerem Frieden erleben können, wenn wir uns nur an die Idee eines Herrn im Himmel richten.
Natürlich gibt es diese liebevolle Göttlichkeit, die uns von oben und allen Seiten aus bewacht und uns serviert, was unsere Glaubenssätze materialisieren.
Einstein wusste das. Spirituelle Meister wissen das. Gläubige wissen das, sofern sie eine persönliche Beziehung zu ihrem Gott aufgebaut haben und nicht nur nachplappern, was man ihnen vorgibt, zu sagen.
Doch es gibt mehr als den allmächtigen Gott und den heiligen Geist.
Wir sind Materie UND Seele UND Geist. Alles gehört zusammen.
Die Materie in uns ist Teil der großen Mutter. Wenn wir sie ausklammern, werden wir an unserer eigenen Stofflichkeit und ihrer Endlichkeit leiden. Doch so müsste es nicht sein.
Die schöpfende Mutter und der schöpfende Vater sind die Kraft, die uns erschuf. Sie lieben uns, wir können uns an Sie wenden und alle Aspekte unseres Seins behüten lassen. Wir können unser Leben nutzen, um auf all diesen Ebenen zu wachsen und immer mehr Aspekte in diesem kosmischen Spiel zu begreifen.
Doch ist das, was uns behütet, nicht außerhalb von uns sondern in uns. Das anzunehmen heißt, Selbstverantwortung zu leben.
Oben auf dem Etappenberg angekommen, ging ich durch ein spanisches Minidorf, und da sprang ein weißer Schäferhund auf einer niedrigen Mauer auf mich zu, knurrte mich an und fletschte mit den Zähnen.
Wie Paolo Coelho in seinem Buch berichtete, begegnete er nun auch mir, der böse Hund, der so viel Symbolkraft in sich trägt.
Zuvor hatte ich dieses mystische Buch im Abstand mehrerer Jahre drei Mal gelesen und nie recht verstanden, was es damit auf sich hatte. Bis ich es selbst erlebte.
Da hatte ich verstanden, weil ich es mit allen Sinnen erleben durfte: als materielles, spirituelles, fühlendes Wesen.
Zuvor war es nur eine geistige Idee, als lesende Zeugin davon zu erfahren, es aber selbst zu erfahren, war etwas vollkommen anderes.
Zwischen dem Hund und mir gab es keinen Zaun, keine Kette an seinem Halsband. Ich werde diesen Moment niemals vergessen.
Ich drehte mich um, atmete tief ein und knurrte ihn an. Ich war noch in der Kraft, die mir geholfen hatte, den Berg zu erklimmen und vertraute auf die Wut und den Mut in mir. Es war eine intuitive Handlung, ich hatte nicht eine Sekunde lang überlegt. Ich verhielt mich vollkommen natürlich und zeigte meine natürliche Macht.
Er zog den Schwanz ein und lief zurück auf sein Grundstück.
Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, dass wir diese Energie in uns brauchen. Die Mutter Erde möchte unsere Gefühle bezeugen. Das weibliche Ursein in jeder und jedem von uns wurde durch die Kirche unterdrückt. Die Weiblichkeit wurde auf den Scheiterhaufen gebracht, die kirchliche Auslegung der heiligen Schrift hat unsere Gesellschaft beschnitten.
Ich habe in den Jahren danach oft davon profitiert, diese Kraft in mir kennengelernt zu haben. Es gibt Momente oder auch Lebensphasen, in denen wir diese Kraft brauchen.
Ich werde geführt, von einer liebevollen Macht, die mich beobachtet und mich lehrt, was ich wissen muss, um gemäß meiner Entwicklung zu verstehen, was meine Seele in diesem Leben lernen möchte.
Darum geht es in der spirituellen Reise, die da Leben heißt: den eigenen Glauben zu erforschen, das Urwissen wieder zu entdecken, alles Leben und alle kosmischen Gesetze in sich selbst zu erkennen und auf die innere Stimme zu vertrauen.
Du, der Du uns Vater und Mutter bist,
Dein Name werde in Gedanken, Worten und Taten
allezeit gepriesen.
Dein Reich sind alle Schöpfungen, auch wir.
Lass mit deiner Gnade und unserer Hingabe
Deine Herrlichkeit in uns aufscheinen.
Dein und unser Wille sei eins,
damit Freude und Frieden herrschen.
Deine Liebe, von der alles lebt,
sei mit uns immerfort.
Vergib uns unsere Schuld,
wie wir Vergebung üben.
Wenn wir durch die Prüfungen des Lebens gehen,
lass uns bestehen.
Erlöse uns von dem, was uns von Dir trennt.
Dein Reich, Dich, Deine Kraft und Herrlichkeit
wollen wir schauen in Ewigkeit
Amen