Susanna Tamaro

Da ich mich ja selbst mit dem Schreiben beschäftige, interessiere ich mich natürlich auch dafür, wie andere zum Schreiben kamen. Eine von jenen, die diese Lebensentscheidung getroffen und durchgehalten haben, ist Susanna Tamaro. Ein kleines Büchlein mit einem Schmetterling auf dem Einband hat es mir jetzt angetan. Immer wieder lese ich in ihrem Aufsatz über das Lob der Anmut.

Eigentlich hat dieser Aufsatz etwas in mir angestoßen. Ein neues Kapitel eines inneren Prozesses, der sich dann letztlich in dem Text über diesem hier entlud. Deshalb möchte ich ihn Dir nicht vorenthalten. Zumindest einen Teil davon. Ich verschweige auch absichtlich, um Dich neugierig zu machen, den Teil mit dem Lebertran. Da musste ich sehr lachen… Ich möchte Dich animieren, loszugehen und Dir das Büchlein ( Susanna Tamaro „die Demut des Blicks; wie ich zum Schreiben kam; Lob der Arnmut“ ISBN: 9783257060621) selbst zu besorgen. Man sollte nicht viel besitzen. Besitz kann zu einer Last werden. Aber gute Bücher, die das Herz erwärmen, die kann man schon im Regal stehen haben 🙂

Wenn jemand das Schreiben beherrscht, so tut er/sie es, meines Erachtens, weil seine/ihre Worte es vermögen, mich direkt ins Herz zu treffen und mit den Worten meiner Seele auszudrücken, was auch sie bisher so empfand. Die Worte, die ich im Folgenden zitieren möchte, zogen mich in ihren Bann, immer und immer wieder.

Zitat: Susanna Tamaro aus `Lob der Anmut´

„(..) Staunen über alles, was es gab, und über die Hartnäckigkeit, mit der es weiter existierte.
Dieses Gefühl, dass ich so verfrüht empfunden hatte, führte jedoch nicht, wie man vielleicht glauben könnte, zu einer Ablehnung der Welt, sondern zu einer erstaunten und leidenschaftlichen Anteilnahme. (…)
In einer Vision, die Jahrmillionen umfaßte, schien mir der Mensch sogleich das am wenigsten interessante Ereignis zu sein. Nicht nur das am wenigsten interessante, sondern auch zu seinem Unglück am wenigsten anmutige. Anmut ist für mich der fundamentale Begriff, der in sich die Schönheit einschließt. Die Anmut ist die Gabe der Kreaturen, die in Einklang mit den unauslotbaren Gesetzen des Universums leben. Der laufende Fuchs hat kein Bewusstein seiner selbst: Er existiert, und all seine Lebensenergie ist übermäßig darauf gerichtet, weiter zu existieren. Er ist schön, wenn er läuft, elegant, voller Anmut.
Deshalb bewegt mich eine Fuchsschnauze oft mehr als ein Gemälde. Ein Gemälde, das Werk eines Menschen, muß, um mich zu bewegen, Ausdruck des gleichen Geheimnisses sein, eines Gleichgewichts von Harmonie und Unbewußtheit. Der Mensch dagegen ist ohne Anmut, besessen von einem überzogenen Selbst-Bewußtsein. Ein Selbst-Bewußtsein, das weder die Kinder noch die Tiere haben, die voller Anmut sind. Um dorthin zu gelangen, muß der Mensch einen langen Weg rückwärts gehen: von der Bewußtheit muß er zur Unbewußtheit zurückkehren, muß sich als Teil eines unergründlichen Geheimnisses fühlen, muß sich klein fühlen und voll von Bewunderung für dieses ständige Wunder des Lebens sein.
Schön ist für mich somit das, was kein Bewusstsein hat, die Harmonie der Formen der Natur in ständiger Bewegung. Folglich sind die einzigen Künstler, die ich lieben kann, genau die, die in ihren Werken dieses ambivalente Gefühl von Geheimnis und Wunder widerspiegeln. Von Kleinheit und Bewunderung.“

Ich bin so so dankbar, dass ich nun ein kleines Kind in meinem Leben haben darf, das mich stets an diese Anmut erinnert.

 

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