die schwierige Frau

Ich halte es ja gern mit starken Frauen wie Ani DiFranco, KT Tunstall oder Laura Marling (in anderen Berufsfeldern gibt es bestimmt auch massenweise Beispiele, mein Fokus war nur meist auf der Musik. Obwohl, in der Literatur fiele mir sofort George Sand, in der Kunst Paula Modersohn-Becker ein.)
Ich finde unbequeme Frauen wunderbar. Ehrlich und nicht so angepasst und gerade deshalb liebevoll.
Liebe ist nicht immer nur seicht und samtig.

Ich selbst habe gerade die Hauptrolle, Mutter zu sein, erfahre also das Frausein fokussiert in diesem Lebensbereich. Natürlich nutze ich die Nacht, um auch die künstlerischen Persönlichkeitsaspekte zu leben. Das verlangft mir mein ausgeprägter Freiheitstrieb ab. Die Augenringe sind mir vollkommen Tofu-Wurscht. Die Priorität liegt aber ganz klar bei meiner Tochter.
Was bedeutet das in Bezug auf die Mutterschaft für mich?
Muttersein ist, nach meiner Erfahrung, gut, wenn ich dem Kind vorlebe, dass ich meine Gefühle durchleben darf, meine Grenzen zeigen darf, meine Liebe aussprechen und sie praktisch umsetzen darf (auch wenn das nicht immer nur die Art von Liebe ist, die strahlend hell um die Ecke kommt.) und auch Schwäche zeigen darf.
Als Frau aber ist es von großer Bedeutung, meiner Tochter vorzuleben, dass sie auch wütend sein darf, wenn jemand ihre Grenzen missachtet.
Entgegen der gesellschaftlichen Meinung, dass Wut gleichzusetzen wäre mit Aggression, ist es von gravierendem Interesse für ein Mädchen, zu lernen, das die Wut einer Frau ein mächtiges Instrument für sie selbst ist.

Ich weiß, dass das jetzt ungemütlich rüberkommt, weil das allgemeine Verständnis darauf trainiert wurde, dies anders zu bewerten. Doch ich sehe es trotzdem so:

Die Wut gibt Dir die Power, Deine Ängste, Deine Hilflosigkeit, Deine Lähmung zu überwinden und in die Handlung zu kommen.

Nur weil Du wütend bist, heißt das noch lange nicht, dass Du verletzend bist. Es kommt darauf an, wie einverstanden Du selbst damit bist und wie Du kommunizierst.
Der eigene Instinkt wird gedeckelt, wenn man immer lieb und nett und umgänglich und still ist. Nur damit andere Leute nicht aus ihrer Komfortzone heraustreten müssen.

Bin ich denn auf dieser Welt, um anderen Leuten ein angenehmes Gefühl zu vermitteln und einen guten Eindruck zu machen?

Ganz ehrlich?

Ich würde diese Frage mit „Nein“ beantworten, selbst wenn ich oft nicht aus diesem Automatismus heraustreten kann, weil ich extrem darauf konditioniert wurde.
Wenn jemand sich respektlos verhält, Dir Angst macht und Dich unterbuttern will, nur um seine eigene Unsicherheit nicht fühlen zu müssen, hast Du das Recht, Deinen Rücken gerade zu machen und Deine Zähne zu zeigen wie eine Wölfin.

Ein anderes Bild, das mir einen seichteren Zugang zu dieser Kraft erlaubt, ist ein fauchender Schwan.

Es gibt durchaus lächelnde Menschen, die ziemlich aggressiv sind in ihren Handlungen anderen gegenüber. Sie schlagen immer ihren Vorteil heraus und handeln berechnend. Solche Leute sind häufig sehr erfolgreich. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es richtig wäre, sich so auszurichten.  Diese Leute gönnen anderen ihr Glück nicht. Sei ganz ehrlich, wenn Du sie betrachtest. Eigentlich sind sie bemittleidenswert aber auf gar keinen Fall nachahmenswert. Ganz egal, wie erfolgreich sie auf materieller Ebene vielleicht sind.
Wenn jemand ein freundliches „Stop“ lächelnd  immer wieder ignoriert und dabei säuselnde Charmantien von sich gibt, anstatt das „Nein“ zu respektieren, fordert sie oder er (ganz bewusst auch in negativ besetzten Zusammenhängen einmal die Frau zuerst nennen…) Dich dazu auf, das Megaphon in die Hand zu nehmen.
Nimm es Dir, benutze es und halte es nah genug ran an den stumpfen Gehörgang. Sage unmissverständlich „Nein.“, und dann stell das Trichter-Ding wieder auf das Regal der unangenehmen Notwendigkeiten zurück.
Wir alle sind nicht nur Geist. Wir sind aus Fleisch und Blut.
Wir sind Teil von Mutter Erde.

Mutter Erde trägt in ihrem Bauch die Lava. Wer keinen Respekt vor ihr hat, sie versucht zu unterdrücken und auszubeuten, wird früher oder später ein Signal erhalten.
Meine Tochter soll ihre Impulse ernst nehmen und nicht irgendwelchen Leuten zuliebe, die Angst vor der Kraft der Unberechenbarkeit von Mutter Erde haben, sich selbst und ihre Kraft verleugnen. Denn wer Perfektion erwartet und lebt, immer kontrolliert ist und nie Fehler macht, erlaubt sich selbst nicht, zu wachsen.

Und wenn man dem Kind nicht vorlebt, wie man wächst, wie soll das Kind es dann tun?
Also liebe Frauen, natürlich sollte man nicht als Furie durch die Weltgeschichte reisen und andere permanent angreifen und beleidigen.
Aber wenn jemand sich auf Eurem Rücken ausruht, Dinge immer zu ihrem/seinem Vorteil nutzt, Euch zusieht, wie Ihr Euch abrackert und dann noch ihr/sein ausgeschlafenes stumpfsinniges Lächeln in die Runde Aussenstehender hält, während Euch die Haare elektrisch zu Berge stehen, habt Ihr das Recht, ihr/ihm die Meinung zu geigen, oder beim Chef vorzusprechen – nicht als Opfer sondern als Mensch, die /der auch gute Ansätze hat.

Sollen die Leute doch denken, was sie wollen.

Es gibt wirklich solche Arbeits- bzw. Studienkollegen oder Familienmitglieder, die extrem geschult darin sind, ihre eigenen Aggressionen andere durchleben zu lassen.

Hey, und wenn irgendwer Euch dann das Etikett „schwierig“ auf die Stirn bappen möchte, denkt Euch Euren stillen Teil dazu. Wer das Schwierige immer umschifft und die harten ungemütlichen Kausalitäten des Lebens immer andere erledigen lässt, ist nicht in der Lage, das objektiv zu beurteilen – ich meine dabei den Begriff „schwierig“.

Natürlich läuft man dann Gefahr, nicht immer gebucht zu werden.

Alles hat einen Preis.

Wie steht es mit der Selbstakzeptanz?

Wer nett lächelt und allen ein super Gefühl vermittelt, ist natürlich lieber gesehen. Das ist wirklich eine ernst zunehmende Kausalität unserer Optimierungsgesellschaft.

Ich möchte gar nicht wegreden. Ich weiß, dass sie durchaus existiert.

Doch nicht jeder hat langfristig die Kraft, das herzliche Lächeln und interessierte Freundliche anzuschalten, als wäre es eine App auf dem Sellphone (heißt ja eigentlich cellphone, ich weiß. Dieser Rechtschreibfehler ist aber Absicht).

Niemand außer man selbst zahlt den Preis für abrufbare Lebensfreude, die ansteckend daherkommt und Begehrlichkeiten weckt.

Was ist dir dein beruflicher Erfolg Wert?

Ob im Musikbusiness, in der Kunst, in der Marketingabteilung oder Werbung: überall läuft das Schema der Smalltalk-Aquise ähnlich ab, wenn auch jedes Genre seine eigene Sprache hat.

Die Leute, die Leichtigkeit vermitteln, sind hoch frequentiert.

Ist es nicht so? Sei mal ehrlich. Ist es Dein Ideal, dort hinzukommen?

Oder bist Du bereits dort angekommen? Geregelter Säure-Basenhaushalt, Smoothiemaker, Highendkopfhörer und Espressomaschine parat?

Lass Dir gesagt sein: Du bist nicht allein.

Was hat Freundlichkeit mit programmierter Fröhlichkeit zu tun?

Ist dieses Lächeln immer echt? Oder ist es eine berufliche Fassade?

Ich weiß, das ist eine echt ungemütliche Frage!

Die Entscheidung spielt hier eine tragende Rolle.

Wie möchte ich mein Leben ausrichten und erscheinen in einer Welt der Koexistenz von Erscheinungsformen?

Wer würde da nicht gern die positiv besetzte Wahl treffen, allein schon deshalb, weil positive Rückmeldungen viel Energie generieren…

Die Schattenseite dieser Komponente ist, dass unausgesprochende Etikettierungen enorm runterziehen können.

Been there, done that.
Es soll aber auch Leute geben, die finden sogar das Treppensteigen „schwer“.

Puh!
Wenn man sich die Hummer ansieht (siehe in diesem kleinen Filmchen): wenn´s eng wird, spreng den Panzer und wachse.
Wer nicht damit klar kommt, dass Euer Wesen dann expandiert und kraftvoller wird, so what!?!

So, und nun sage ich noch etwas zu den Erben des christlichen Abendlandes:

Wer auf die Frauenverachtung in islamischen Gesellschaften schimpft und unsere sogenannte Gleichberechtigung daneben stellt und lobt, sollte mal ein wenig genauer hinsehen.

Wer als Frau nur gleichberechtigt Erfolg im Berufsleben leben darf, wenn die männliche Seite dominiert und die Kinderwünsche verdrängt, oder die schon vorhandenen Kinder zehn Stunden in die Kita oder Ganztagsschule abgeschoben werden, ist meiner Meinung nach, alles andere als gleichberechtigt.

Für mich bedeutet Gleichberechtigung nicht, die innere Weiblichkeit mitsamt ihren gesellschaftlichen Funktionen brach liegen zu lassen, weil diese Leistungen auf keiner Abrechnung stehen und nicht offiziell bezahlt werden.

Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass es der Frau überlassen wird, ob sie Karriere machen, Kinder haben oder beides miteinander verbinden möchte.

Das bedeutet, dass es selbstverständlich sein müsste, einer beruflich aktiven Frau genügend Raum zu geben, sich auch um die Zukunft des Landes zu kümmern: um die Kinder, ohne deshalb beruflich ins Abseits zu geraten.

Teilzeit müsste eine gesetzlich geregelte Selbstverständlichkeit für Mütter sein.

Bitte dann aber nicht den Arbeitsaufwand einer Vollzeitstelle in zwei Drittel der Zeit hineineinquetschen!

Es gehört dazu, dass Frauen das selbe Gehalt für jede gearbeitete Lebenszeitstunde bekommen wie Männer, selbst wenn sie Teilzeit arbeiten und nicht als Abteilungsleiterin fungieren könnten. Es sollte auch gesehen werden, dass der Arbeitstag für Mütter nicht endet, wenn die sechs Stunden abgegolten sind.

Die gesellschaftliche Leistung einer berufstätigen Mutter sollte auch finanziell anerkannt werden. Es ist eben nicht nur Privatsache und Egoismus, ein Kind groß zu ziehen. Denn alle Leute, die darauf verzichten, wollen irgendwann einmal in Rente gehen.

Wer zahlt dann für sie?

Richtig, die Kinder, die heute mit Aufmerksamkeit, Geld und Liebe von Vätern und Müttern groß gezogen werden. Auch Väter, die beruflich zurücktreten und sich um ihre Kinder kümmern, sollten dafür gewertschätzt und nicht beruflich benachteiligt werden.

Gebt den Eltern Raum für ihre Familien, egal ob verheiratet oder geschieden, und erwartet vom Staat, dass die Familie subventioniert wird, nicht die naturzerstörende Landwirtschaft. Denn wer in die Kinder investiert, investiert in die Zukunft des Landes.

Vernachlässigte Kinder werden zu labilen Erwachsenen heranwachsen, die immer das Sozialsystem in die Pflicht nehmen, ob sie wollen oder nicht.

Wenn man die Kinder nur abschiebt, um weiterhin erfolgreich sein zu können, wird eine Generation des inneren Mangels herangezüchtet, die nicht in der Lage sein wird, den ewig erwarteten Wachstum und die damit verbundene stetig wachsende Anspruchshaltung der Konsumenten zu schultern.

Die Generation des inneren Mangels ist natürlich beeinflussbarer von den Werbestrategien, weil sie mehr innere Löcher zu stopfen hat. Aber keine Konsumfreude hält länger an als ein Paar Tage.

Was aber baut an der Zukunft?

Über die Anspruchshaltung der Bedürfnisbefriedigung und Impulskontrolle  soll gern ebenfalls noch philosophiert werden. Doch dies an einem anderen Tag…