In der Anstalt (Kabarettsendung im ZDF) wird ja oft ins Auge genommen, was die Demokratie bedroht oder auch was verheimlicht wird, damit niemand bemerkt, was die Demokratie bedroht.
Unter dem demokratischen Deckmäntelchen der westlichen Staatengemeinschaft werden völkerrechtswidrige Aktionen in Nachrichten mit Lügen oder verschwiegenen Wahrheiten gerechtfertigt.
Ich aber denke oft darüber nach, was ein jeder von uns dazu beitragen könnte, dass die Demokratie sich in eine neue Richtung entwickelt.
Demokratie ist ein Begriff. Er wurde auf bestimmte Art definiert aber auf andere Arten gelebt und umgesetzt.
Wie aber wollen wir als Gemeinschaft diesen Begriff begreifen? Was ist Demokratie für uns, und wie könnte die Demokratie sich entwickeln, ohne dass andere dafür den Preis bezahlen müssen?
Ist es möglich, die Demokratie zu erhalten? Oder sollten wir sie verändern?
Ist es nicht ein Denkfehler, zu erwarten, dass die da oben allein dafür zuständig seien, sie zu bewahren, zu verteidigen oder zu formen?
Als wäre der Begriff oder die politische Umsetzung von Demokratie die Ursache für die Probleme, die wir auch in der Anstalt betrachten können (sehr treffender Titel übrigens!). Gott sei Dank, gibt es diese Sendung, denn die Tagesschau spricht meist nicht von diesen Zusammenhängen. „Verschwörungstheoretiker“ und Wahrheitssucher werden bewusst nicht angesprochen. Stattdessen bildet heutzutage das politische Kabarett das Volk, klärt dort auf, wo die Nachrichten es versäumt haben.
Und dann begreifen wir ansatzweise (durch die mit Lachsalven verpackte Vermittlung), was da eigentlich läuft. Ich sehe Kabarett auch deshalb, weil es die negativen Emotionen verändert immernoch sehr kritisch. Die Grenze des Erträglichen wird so auch weiterhin nicht überschritten, weil die damit verbundenen ungemütlichen Gefühle aufgeweicht werden. Ein Neurobiologe kann genauer erklären, was im Gehirn geschieht, wenn man lacht. Die Frustrationsgrenze müsste überschritten werden, um in einen Handlungsdrang hineinzukommen, welcher uns wiederum animierte, neue Utopien auszuformulieren und miteinander in die friedliche Umsetzung zu bringen. Dass dieser Drang nicht entsteht, ist, meiner Meinung nach, auch der Grund dafür, dass es „die Anstalt“ – noch – im Staatsfernsehen zu sehen gibt. (Nachtrag im Jahre 2023 – das hat sich dann wohl erledigt…)
… ich denke, dass ein Handlungsdrang, der GEGEN etwas motiviert ist, nicht halb so viel bewirken könnte wie ein Handlungsdrang, der FÜR etwas motiviert ist. Dieser würde nämlich die Eigenverantwortung vorraussetzen. Und vor der Verantwortung fliehen die Menschen. Sie ist unbequem. Was aber ist die Ursache (abgesehen von dem Hirnarreal, das für die Bequemlichkeit sorgt) für den Unwillen, in die Bewegung zu kommen?
Sicher ist die Macht in falschen Händen die Ursache für falsche politische Entscheidungen. Und sicher regen wir uns dann auch zu Recht darüber auf. Wenn wir jedoch darüber lachen, wird das Ausmaß ihrer Auswirkungen doch im zynistischen Schublädchen steckenbleiben. Man drückt nach der Sendung den Powerknopf und geht erheitert schlafen.
Ich glaube vielmehr, dass die emotionale Besetzung des Wörtchens „Demokratie“ das Problem ist. Was WIR BÜRGER als selbstverständlich annehmen, wenn wir diesen Begriff in den Mund nehmen, ist Teil der Ursache der aktuellen Auswirkungen. Die meisten Bürger glauben noch an die Idee eines demokratischen Staates, der Freiheit, Gleichheit und Wohlstand möglich macht. Und diese Menschen wollen eben die Schatten dieses Systems nicht sehen, ergo sind sie auch nicht bereit, ihr eigenes Verhalten zu verändern, um die Auswirkungen ihrer Lebensart positiver zu gestalten. Ich rede von Selbstverantwortung und von gemeinschaftlicher Verantwortung.
Ich persönlich verstehe die Demokratie so, dass jeder einzelne mitverantwortlich dafür ist, dass sie positive, lebensbejahende Auswirkungen generiert und eben nicht Zerstörung und Leid außerhalb ihrer Landesgrenzen.
Natürlich kann man sagen, dass der Kapitalismus das Problem ist, das die Demokratie unterwandert und aushöhlt.
Doch wer generiert die kapitalistischen Abgründe? Sind es wirklich nur die Entscheider in den oberen Rängen?
Wer brachte die Mauer zu Fall? Waren es die Politiker, oder waren es die Menschen?
Die Masse entscheidet in der Demokratie, nicht die einzelnen Idealisten. Wie kommen wir also dahin, die Masse zu verändern, die Verantwortung wieder in den Fokus zu holen, die Bereitschaft, die eigenen Ängste vor der Veränderung durch das eigene Einbringen in einen gesundenden Prozess zu animieren und somit Ängste und Ungewissheiten zu reduzieren, Selbstwirksamkeit und gemeinschaftliche Wirksamkeit zu fördern?
Die Demokratie ist nicht bedroht, weil Menschen anderer Meinung sind, „die Demokratie“ ist doch eigentlich die gesellschaftliche, gemeinschaftliche Handlungsfähigkeit, die Macht des Volkes, die humanistische Macht der Menschheit.
Die Demokratie wird bedroht von vielen ideologischen Selbsterhöhungen, die implizieren, dass Andersdenkende zu dumm seien, um ihnen zu begegnen und gemeinsame Ziele zu formulieren – Ziele, für die man gemeinsam einstehen könnte, Verantwortung übernehmen könnte.
Es ist schwieriger, eine gemeinsame Lösung zu suchen, anstatt nur mit dem Finger zu zeigen.
Ich glaube an die quantenphysikalisch bewiesene Auswirkung von Intention.
Was tun wir nun praktisch? Was wäre der nächste Schritt?
Leider gibt es in Deutschland kein Quorum (Mindestwahlbeteiligung), also geht es nur mit „Sowohl als auch“ – sprich: eine Opposition wählen, die humanistische Ansätze hat UND selbst das System verändern durch den viel mächtigeren Stimmzettel: den Verzicht auf Konsum von Gütern, die mit Leid und Ungerechtigkeiten generiert wurden.
Das Leid der Tiere, das Leid der Natur, das Leid der Menschen in den Produktionsländern, einerseits, das eigene Leid durch den Selbstbetrug, dass man so weitermachen könnte, ohne dabei die Lebensgrundlage für die eigenen Nachkommen zu zerstören, andererseits.
Wer verdrängt wird niemals frei, selbstbestimmt und etabliert (also demokratisch) leben können. Das ist eine Illusion.
Deshalb erwähne ich nochmals die Handlungsbereitschaft FÜR eine Veränderung anstatt nur eine Handlungsbereitschaft GEGEN bereits gescheiterte Ansätze.
Selbstverantwortung UND gemeinschaftliche Verantwortung sind gleichsam wichtig.
Wenn ich mich nun von der schlimmen Welt zurückziehe, mein eigenes Leben so gestalte, dass ich möglichst wenig Schaden anrichte, habe ich meinen Teil der gemeinschaftlichen Verantwortung noch nicht wahrgenommen. In den Austausch zu gehen, ist essentiell wichtig für den Prozess der gemeinschaftlichen Veränderungim Sinne der direkten Demokratie. Dieser aktive Teil ist ganz genauso wichtig wie eine menschliche Lebenspraxis im privaten Raum.
Sicher ist, dass eine positive Veränderung der Demokratie nur durch einen individuellen und einen gemeinschaftlichen Prozess zu bewerkstelligen wäre.
Es gibt keinen „alles wird wieder gut, wenn wir das System jetzt ändern“ Knopf – wir sind das System, denn wir erfüllen es mit Leben.
– Lina Hawk –